Anhang F: Die Schlacht bei Arbalo

„Im Zuge der Grenzsicherung des Augustus bekam Drusus, Feldherr und Stiefsohn des Augustus, den Auftrag, das Gebiet jenseits des Rheins zu befrieden. Im Frühjahr 11 v. Chr. setzte er mit seinem Heer über den Rhein und unterwarf die Usipeter. Er baute eine Brücke über die Lippe und zog durch das Gebiet der Sugambrer und der Cherusker bis zur Weser. Auf dem Rückmarsch zum Rhein wurde das Heer an einem nicht genau lokalisierten Ort namens Arbalo in einem Engpass von Germanen in einen Hinterhalt gelockt. Trotz des Überraschungseffektes konnten sich die eingekesselten römischen Legionäre gegen die laut Cassius Dio undiszipliniert operierenden Germanen durchsetzen. Nach der Schlacht baute der römische Feldherr ein befestigtes Römerlager, das mit dem archäologisch erforschten Römerlager Oberaden identifiziert wird.“ (Wikipedia: Schlacht bei Arbalo)

Für den Rückmarsch von der Weser zur Lippe kommen im Wesentlichen 2 Trassen in Frage:

  • nördlich über das Weserbergland entlang des Altstraßensystems des Hellwegs (der heutigen B1) und
  • südlich über die Warburger Börde entlang des Altstraßensystems des Herßweges (bzw. die Altstraße Holland-Kassel-Thüringen; auf der Paderborner Hochfläche der heutige Hirschweg; im Übergang vom Haarstrang zur Hellwegsbörde die ehemalige Fernstraße Fankfurt – Lippstadt, über Altenrüthen, Menzel, Nettelstädt, Weickede, Berge, Erwitte, also über das Hochplateau zwischen Pöppelsche und Grundbach).

Auf einer dieser Trassen haben die Germanen die Legionen des Drusus also abgefangen.

Da sich Drusus durch Germanien bewegte und die Germanen nicht über eine Fernaufklärung verfügten, konnten die Germanen Drusus erst wenige Tage vor Erreichen des eigenen Stammesgebietes lokalisieren. Es blieben also nur wenige Tage Zeit für das Vorbereiten des Hinterhaltes, was bedeutet dass der Angriff auf Drusus im Grenzgebiet zum eigenen Stammesgebiet stattfand, da in den landwirtschaftlich genutzten Ebenen der Siedlungskerne ein Hinterhalt bei einem Engpass nicht mehr möglich war. Die Römer konnten in der Ebene in Formation kämpfen und waren somit von einem germanischen Heer nicht zu besiegen. Der Überfall auf die Römer fand also entlang des Hellwegs im Eggegebirge oder entlang des Herßweges am Haarstrang statt.

Da die Straßen in der Antike nicht durch die versumpften Flusstäler führten, führte der Hellweg anders als heute über die schmalen Hochpässe im Eggegebirge. Hier ließ sich ein Hinterhalt für einen Angreifer nur sehr schwer realisieren.
Der Übergang vom Haarstrang in die südliche Hellwegbörde ist dagegen gekennzeichnet von durch Erosionstäler geformte schmale Hochplateaus. Auf diesen schmalen Hochplateaus war es für die Römer nur in Ansätzen möglich sich für den Kampf zu formieren, der Übergang vom Haarstrang zur Hellwegbörde war also gut für einen Angriff auf die Römer geeignet.

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Abb. F-1: Topografie des Übergangs von der Haarhöhe zur südlichen Hellwegbörde

Wenn man den möglichen Weg der Drusus Legionen zwischen der Haarhöhe und der Lippe zwischen Altenrüthen und Lippstadt auf Hinweise auf eine mögliche Schlacht zwischen Römern und Germanen untersucht, fallen bei Nettelstädt 2 Besonderheiten auf:

1) der Ortsname Großer Römerberg nordöstlich von Nettelstädt:

Abb. F-2: Großer Römerberg bei Nettelstädt (TIM-online)

Der Ortsname Großer Römerberg deutet auf ein mit den Römern in Zusammenhang stehendes Ereignis hin.

2) eine ca. 200 m durchmessende hügelförmige Geländeanomalie westlich von Nettelstädt:

Abb. F-3: Geländeanomalie bei Nettelstädt (TIM-online)

Abb. F-4: Geländeanomalie bei Nettelstädt

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Vid. F-5: Geländeanomalie bei Nettelstädt

Das Erdreich der Geländeanomalie und das Erdreich der Umgebung der Anomalie unterscheiden sich. Während die Anomalie aus braunem, mit Kalkscherben durchsetztem Lehmboden besteht, besteht die Umgebung der Anomalie aus gelbem Tonboden ohne Steineinschluss.

Abb. F-6: Erdreich der Geländeanomalie

Abb. F-7: Erdreich der Umgebung der Geländeanomalie

Das gleiche Erdreich wie das der Anomalie findet sich unterhalb der Anomalie entlang des Bachbetts des Güllergrundes. Dort befinden sich auch Mulden, aus denen das Erdreich entnommen wurde.

Abb. F-8: Erdreich des Güllergrundes unterhalb der Geländeanomalie

Abb. F-9: Erdmulde im Güllergrund

Abb. F-10: Erdmulden im Güllergrund (TIM-online)

Von Drusus ist bekannt, dass er nach dem Sieg über die Markomannen ein Siegesdenkmal (Tropaeum) in Form eines Hügels errichtete: „Nam Marcomannorum spoliis insignibus quendam editum tumulum in tropaei modum excoluit.“ (Florus Buch IV)

Ein Tropaeum wurde an genau der Stelle aufgestellt, an der die Feinde sich vom Schlachtfeld abgewandt und die Flucht ergriffen hatten (Wikipedia: Tropaeum). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass sich die Drusus Legionen bei Nettelstädt aus dem Hinterhalt der Germanen befreien konnten.

Für die Schlacht bei Arbalo ergibt sich damit das folgende Szenario:

Beim Marsch über den Herßweg von der Paderborner Hochfläche in Richtung Lippe wäre es günstig gewesen, am Ende des Tagesmarsches das Marschlager zwecks Versorgung mit Frischwasser an der Alme bei Büren zu errichten. (Anm.: Da nicht bekannt ist was für die Römer der Oberlauf der Lippe (lat. caput luppiae) war, hat Drusus aus seiner Sicht bei Büren womöglich die Lippe ein erstes Mal überquert.) Nach der Übernachtung an der Alme bei Büren brachen die Römer am nächsten Morgen in Richtung Lippe auf, der kürzeste Weg führte nach Westen durch den Hemmergrund entlang der Gosse zum Haarweg bis Hemmern und von dort über die ab dem Mittelalter Fernstraße-Frankfurt-Lippstadt genannte prähistorische Fernstraße in Richtung Erwitte.

Als sich die Marschkolonne der Drusus Legionen über mehrere Kilometer erstreckte, schnitten die Germanen den Römern auf dem Plateau zwischen Pöppelsche und Grundbach den Weg ab. Gleichzeitig griffen die Germanen von der Haarhöhe und von den Hügeln südlich des Hemmergrundes aus an. Ziel des Angriffs war es einerseits, die Römer auf dem Plateau zwischen Pöppelsche und Grundbach einzukesseln, andererseits die Römer an den Abhang nördlich des Hemmergrundes zu drängen und aufzureiben.

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Abb. F-11: Schlacht bei Arbalo, Angriff der Germanen (rot) auf die Römer (blau)

Die Römer kämpften sich weiter vor, stießen aber insbesondere bei der Engstelle des Plateaus bei Nettelstädt auf heftigen Widerstand. Gleichzeitig zog sich die römische Marschkolonne weiter bis zum Eingang des Plateaus bei Menzel zusammen und geriet so endgültig in Gefahr, auf dem schmalen Plateau eingekesselt zu werden.

Schließlich konnten die diszipliniert operierenden Römer aber die Engstelle bei Nettelstädt durchbrechen, sich aus der Einkesselung befreien und die Germanen in die Flucht schlagen. Am Ort des Durchbruchs bei Nettelstädt ließ Drusus dann auch das Tropaeum errichten.

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Abb. F-12: Schlacht bei Arbalo, beinahe Einkesselung der der Römer (blau) durch die Germanen (rot) auf dem Plateau zwischen Pöppelsche und Grundbach, jedoch Durchbruch der Römer an der Engstelle des Plateaus bei Nettelstädt und Flucht der Germanen, Drusus Tropaeum (Kreis)

Zu überprüfen:

„Nettelstädt liegt auf dem Weg von den Lippelagern nach Osten in Richtung auf das Eggegebirge, also eventuell an eine römischen Marschroute. In der Nähe wurde vereinzelt von römischen Fundstüpcken berichtet, etwa von einem dem Typ nach deutlich augusteischen Amulettanhänger, allerdings auch von einem Adler mit Legionsnummer, der an die Wunschträume von Varusforschern, aber auch an die Fälschung von Speyer denken lässt.“

Aus: Zur Problematik von Fundangaben römischen Bronzen aus dem sog. freien Germanien

Das Land Nordrhein-Westfalen hatte kein Interesse an der archäologischen Erforschung der Geländeanomalie:

Die Suche nach Ansprechpartnern für die archäologische Erforschung der Nettelstädt-Anomalie.

Die Etymologie von Arbalo

In Arbalo ist zum Einen die indoeuropäische Wortwurzel ar- bzw. *u̯er- enthalten, die so viel wie Wasser oder fließen bedeutet (vgl. Gewässernamen AareAhrErft). Zum Anderen ist die nordwesteuropäische Wortwurzel bal- enthalten, die so viel wie Felswand bedeutet (vgl. BalveBalmePalven, evtl. Ballon). Ein Arbal (latinisiert Arbalo) ist also eine Felswand mit fließendem Gewässer. Damit könnten die Wände der von den Bächen Pöppelsche und Grundbach geformten Erosionstäler gemeint gewesen sein. Noch treffender wäre die Bezeichnung Arbal aber für den Abhang nördlich der Gosse und der Alme bei Weine. „Da im Almetal oberhalb von Weine und nahe der Afte die Grenzfläche zwischen den Karbon- und Kreide-Gesteinen unterschnitten wird, tritt an den Hängen eine Vielzahl von Quellen aus, …“ (Wikipedia: Büren). Arbal bedeutete demnach Quellenfelswand. Zum Vergleich: Bei Erwitte (9. Jhdt. Arwitti) treten an der Grenze der geologischen Schichten ‚Erwitte-Formation‘ und ‚Emscher-Formation‘ auch viele Quellen aus, Arwitti könnte also auch Quellenwald bedeutet haben.